2. Caningarten/ Vorhof

Die Vorburg, die im 17. Jahrhundert als „Caningarten“ bezeichnet wird, diente dazu, Feinde auf Abstand zu halten, damit sie nicht die Burgmauern unterminieren oder aus nächster Nähe die Burg beschießen konnten. Der Name „Caningarten“ deutet darauf hin, dass hier Kaninchen gezüchtet wurden. Das Areal wurde demnach als Wiese frei von Bewuchs gehalten, auch, um freie Sicht auf das Vorfeld der Burg zu haben. Der Chronist Johannes Letzner notierte um 1587, im Bereich des Caningartens habe sich die älteste Burg befunden, aber Sondagen ergaben keine Hinweise auf eine mittelalterliche Bebauung. Denkbar wäre, dass der tiefe Graben, durch welchen heute die Straße verläuft, einen kleineren Vorgänger aus der Eisenzeit besaß, und dies zu der Sage führte, hier habe die älteste Burg gestanden. Letzner bezeichnet den Caningarten auch als Finkenherd (Vogelfangplatz). Seit 1559 habe dort ein „Lustheußlein“ gestanden, also ein Gartenhaus.

Unmittelbar vor der Kernburg existierte ein Graben, der unter dem heutigen Burgweg hindurch lief. In der Verlängerung des Grabens wurde in der südlichen Ringmauer in 6 m Tiefe ein Torbogen ausgegraben, eine sogenannte Poterne (Ausfalltor). Die Ringmauer besaß einen Wehrgang, der über den Bögen verlief, und darunter in den Arkaden Schießscharten für Hakenbüchsen und andere kleine Geschütze. Anhand der Zeichnungen des Landgrafen Moritz lässt sich dies auch für die nördliche Mauer des Caningartens rekonstruieren, aber diese ist heute weitgehend abgestürzt. Das Mauerwerk der Mauer im Süden stammt teils aus dem 15. Jahrhundert, teils ist es deutlich älter.

Bild: Zeichnung des Landgrafen Moritz mit Darstellung des Grabens und der Ringmauer (1624, Universitätsbibliothek Kassel, 2° Ms. Hass. 107, 281, recto).

Weiter geht's mit Station drei.