4. Brunnen, Backhaus, Garten

Der Mittelhof enthielt verschiedene Wirtschaftsgebäude: direkt hinter dem Mitteltor befand sich angeblich der sagenumwobene Brunnen, der etwa 100-150 m tief gewesen sein soll. Seine genaue Lage konnte noch nicht bestimmt werden. An der äußeren Ringmauer erlauben jedoch Balkenlöcher und Fenster Rückschlüsse auf die Konstruktion des Bornhauses, das hier stand. Es beherbergte ein Tretrad, das von Menschen betrieben wurde. Um 1536 wurde das Bornhaus repariert, nach 1571 aber abgerissen, da es ziemlich weit in den Fahrweg hineinragte. Eine neue Pumpenanlage vereinfachte das Hochholen des Wassers, scheint aber nicht lange in Betrieb gewesen zu sein, denn in den 1620er Jahren sollte der Burgvogt eine neue Hebeanlage errichten. 1627 mussten die Einwohner von Bovenden ein Brunnenseil finanzieren. 1801 war der Brunnen bereits völlig verfüllt.

Gegenüber ist in der Mauer unter der Auffahrt in den oberen Burghof das Gewölbe einer Zisterne zu sehen. An seiner Stelle befand sich ursprünglich ein Graben vor dem oberen Schlosstor, der mit einer Brücke überquert werden konnte. Heute wird in der Zisterne wieder Wasser gesammelt, das für den Burggarten genutzt wird. Landgraf Moritz hat hier den „Eselstall“ vermerkt. Der Garten wurde 1987 als „Burggarten der Romanik“ mit Pflanzen aus dem karolingischen „Capitulare de villis“ und einem Gedicht des Mönchs Walahfried von der Insel Reichenau angelegt, außerdem solchen Pflanzen, die durch archäobotanische Untersuchungen von verkohlten Pflanzenresten nachgewiesen sind. An den Hängen des Burgberges ist chronikalisch ein Weinberg und ein Hopfengarten bezeugt.

Unterhalb des Kleinen Turmes bei den Rosenbeeten stand das Backhaus, das aufgrund der Feuergefahr möglichst weit von den übrigen Gebäuden entfernt platziert war.

Bild 1: Südliche Ringmauer mit Rekonstruktion des Bornhauses (Zeichnung: Thomas Küntzel). A: Brunnen (Lage vermutet), B: Tretrad, C: Treppenhaus zum Obergeschoss, D: Obergeschoss (Reste von Fenstern erhalten), E: Mitteltor.

Bild 2: Blick in den Mittelhof mit dem Aufgang zum inneren Schlosshof von Landgraf Moritz, 1624 (Universitätsbibliothek Kassel, 2° Ms. Hass. 107, 279 recto).

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